Reise

Frühstück mit Meister Petz – auf der Transfaragasan

Nun geht’s aber los auf der Transfaragasan! Frühmorgens brechen wir auf, im Bewusstsein, dass wir wahrscheinlich ein Hindernis sein werden und so die Hauptverkehrszeit vermeiden wollen. TINKA schlängelt sich gemütlich die Steigungen hoch. Beide Kinder sind nun wach und halten eifrig Ausschau nach Bären, die es in dieser Gegend geben soll. Hinter jedem Steinblock wird Meister Petz vermutet.

Nach zwei Stunden Fahrt ist es Zeit zum Frühstücken. An einer kleinen Bucht im Wald mit Tisch und Bänken halten wir an. Karins Bauchgefühl bremst den Enthusiasmus zum Eindecken des Tisches draussen. Und tatsächlich: kaum haben wir die ersten paar Früchte auf den Tisch gelegt, nähert sich uns ein grosser Bär! Obwohl er friedlich erscheint, wollen wir uns eine Konfrontation ersparen und bringen zuerst die Kinder und dann uns in Sicherheit. Knapp zehn Meter Entfernung ohne Zaun dazwischen decken unseren Bedarf an Nähe mit dem Fellfreund und wir ziehen uns in TINKA zurück. Herr Bär scheint auch ein Faible für Oldtimer zu haben und beschnüffelt TINKA ausgiebig, was wir fasziniert von unserem Hochsitz beobachten können. Was für ein Erlebnis!

Nach einem Frühstück IN TINKA setzen wir die Reise fort und schlängeln uns die Serpentinen hoch, decken uns beim Bauern mit lokalem Käse und Wurst ein – einen kleiner Käselaib bekommen wir geschenkt. So ganz ohne Gegengeschenk geht das ja nicht. Zum Glück hatten wir noch ein paar Schweizer Schoggistängeli vor der Hitze (und ewig-schoggihungrigem Fahrer) retten können. Würziger Geruch erfüllt fortan die Führerkabine.

Wir warten derweil gespannt auf die unglaublich ausgesetzten Passagen – die einfach nicht kommen wollen. Schliesslich erreichen wir auf Passhöhe den besagten Tunnel mit der Höhenauszeichnung von 3.60m – er wird mit unseren 3.85m Höhe problemlos passiert. Wer denkt sich sowas bloss aus?? Statt auf furchterregende Strassen treffen wir auf entsprechende Menschenmassen auf der Passhöhe. Ein unglaublicher Zirkus, vom Greis bis zum Neugeborenen. Alle scheinen dieses Mekka von Rumänien anzusteuern. Eine jede Bergblume wird fotografiert, jeder Stein wird zum begehrten Motiv. Ungeachtet, ob dafür die gesamte Strasse mit dem Auto blockiert werden muss. Da uns der Verkehr und all die Menschen zu viel werden, stellen wir unterhalb des Passes aus und machen längere Mittagsrast, in der Hoffnung, den Zirkus so etwas zu umgehen. Wie es sich für Schweizer Kinder gehört, wollen Julian und Tabea sofort raus, die Umgebung erkunden. Während Karin eine Suppe kocht und Toralf an der weiteren Routenplanung rumstudiert, hören wir plötzlich Kindergeräusche, die nichts Gutes verheissen. Schnell sind wir bei Ihnen; Julian hat Tabea an einem Gummispannzug abgeseilt und vermag sie nun kaum mehr zu halten…langweilig wird’s tatsächlich nie mit den beiden!

Uns hat es deutlich zuviel Rummel an diesem Berg. Und, seien wir ehrlich – oder überheblich – jede Passfahrt über Grimsel, Susten oder Gotthard kann mit dem Panorama und der Ausgesetztheit problemlos mithalten. Nicht zum ersten Mal auf dieser Reise merken wir, dass unsere grosse Reise die Definition von Superlativen in Frage stellt. Sprechen wir von ausgesetzten Strassen, kommen uns sofort verschiedene Bergstrassen im pakistanischen Karakorum in den Sinn. Ist von einer schlechten Strasse die Rede, freuen wir uns über den guten Belag. Schwärmt jemand von schönen Stränden, muss der Vergleich mit südindischen Palmenstränden mithalten. Wir müssen uns oft in die eigenen Schranken weisen, um nicht immer diese Vergleiche zu ziehen. Ganz klar: die direkte Begegnung mit Meister Petz war und bleibt ein unvergessliches Highlight!

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