Reise

Im Land der Bären

Bereits seit Prag fragt uns Julian jeden Tag, ob wir nun schon im Land der Bären seien. Die Erzählung, dass in Rumänien noch unzählige Bären in freier Natur leben, hat ihn sehr beeindruckt. Es erwartet uns an der Grenze nicht Meister Petz, sondern – wie konnten wir das bloss vergessen – Zollformalitäten, die sich aber auf lediglich das Lösen eines Strassenpermits beschränken.

Während Toralf sich in die Schlange einreiht, garen wir bei 40°C Plus in TINKA. Es wird uns wohl immer verborgen bleiben, weshalb solch einfache Prozesse so unglaublich viel Zeit beanspruchen können! Tauschen sich die Menschen über das Wetter, die Familie, die Politik oder Corona aus? Weshalb dauert ein einfacher Kauf eines Papierschnipsels Ewigkeiten? Ausgerüstet mit einem kaum lesbaren Zettelchen, das uns die nächsten 4 Wochen aber freie Fahrt auf Rumäniens Strassen verheisst, ziehen wir von dannen. Im ersten Augenblick sind wir fast etwas enttäuscht: uns fehlt der „Exotik-Faktor“! Die Menschen fahren gesittet, die Autos sind gut im Stand, genauso wie die perfekten Strassen. Was haben wir erwartet? Es ist zu heiss, um diesen Reisephilosophien nachzuhängen, die Kinder quengeln. Sie wollen baden. So steuern wir einen kleinen Nationalpark mit See an, in dem man auch baden darf, auch ist weit und breit kein Schild zu sehen, auf dem stehen würde, dass Parken oder Übernachten verboten wäre. In der Mittagshitze dösen wir vor uns hin, als ein Riesenlärm den trägen Frieden stört: eine Gruppe Männer kommt an, einen Ghettoblaster auf einem schrottreifen Fahrrad, der so laut plärrt, dass man sein eigen Wort nicht mehr versteht. Nicht genug damit. Keine drei Minuten später stehen all die rauchenden Herren im See und schrubben sich ungeniert mit Shampoo und Duschmittel ein; der entstandene Badeschaum fliesst zum Schilf und mischt sich unter die Seerosen … ist das das exotische, das wir vermisst haben?

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