Glücklich und vom Wasserspiel pitschnass bringen Tabea und Julian immer wieder Tomaten daher – natürlich grüne. Wie sie es auch zuhause stets geschafft hatten, unsere Ernte an reifen Tomaten deutlich zu dezimieren. Wie immer freuen sich die Kinder sehr über eine grüne Auszeit inmitten einer Stadt. So auch wir. Wir geniessen die kleine Ruhepause im geschäftigen Gilgit, der Hauptstadt der Region Gilgit-Baltistan. Junaid, ein freundlicher Hotelbesitzer hat uns zum Tee zu sich in den Garten eingeladen, einfach so, selbstverständlich – schön!
Nebenbei visitiert Karin noch einen Frischoperierten und staunt über das lokale chirurgische Naht-Handwerk, das eher an eine zugeschnurpfte Weihnachtsgans denn an eine ansehliche Naht erinnert. Der Bauch arbeitet aber bereits schön, das wird schon! Der Beruf des Arztes ist hier noch äusserst angesehen, etwas gewöhnungsbedürftig hingegen ist, dass Karin in ihrer Funktion als Aerztin stets als „Sir“ angeredet wird.
Gilgit Gilgit Gilgit Gilgit
Am Vortag sind wir natürlich mal wieder erst in den Abendstunden in die Stadt eingerollt – eigentlich sollten wir es ja besser wissen! Während es tagsüber meist noch einigermassen übersichtlich ist, scheint mit dem Eintreten der Abendstunden alles Männliche, was mindestens zwei Beine hat, das Haus zu verlassen und sich auf den Strassen zu tummeln. Nach dem sehr liberalen ismailitsch geprägten Hunzatal, wo sich Karin sehr wohl und willkommen gefühlt hat, gilt es hier wieder umzudenken, respektive sich anzupassen – es sind kaum Frauen auf der Strasse zu sehen, die Gesellschaft ausserhalb des Hauses ist männlich. Trotzdem gefällt uns diese quirlige und authentische Stadt .
Wir sind froh, wieder in einem etwas grösseren Ort zu sein. So schön das Hunza-Tal war, die Möglichkeit, frisches Gemüse und Früchte einzukaufen, hielt sich oft sehr im Rahmen. Dies ist hauptsächlich dadurch bedingt, dass in den Tälern die Menschen Selbstversorger sind, Gemüse und Früchte werden angepflanzt, fast jeder hält mindestens eine Kuh, die friedlich vor dem Haus grast. Kleine Shops finden sich zwar überall, die Auswahl beschränkt sich aber meist auf die ewiggleichen Artikel wie Seife, WC-Papier, Chips, Eier, Süssgetränke und trockene Kekse. Mit etwas Glück gelegentlich ein Naturjoghurt, das mit noch viel mehr Glück am nächsten Tag noch nicht explodiert ist. Die Kühlkette scheint hier eher nicht zu existieren. Fleisch haben wir seit langem nicht mehr gekocht – es ist halt schon etwas anderes, wenn man sich ein lebendiges Huhn auswählt, welches dann direkt geköpft und gehäutet wird. Hühner werden aber hier wohl in ziemlicher Menge verspiesen; sehr oft überholen uns Lieferwagen, vollgestopft mit Hühnern auf ihrer letzten Fahrt, die entsprechend gerupft und zerzaust-traurig herausschauen. Fortan sind diese Lieferwagen für uns „Mister Hühnertod“. Milch finden wir nur als UHT-Variante; ein weisses Getränk, das wenig mit Milch an sich zu tun hat und für hiesige Verhältnisse erst noch ziemlich teuer ist. Käse ist in grösseren Orten als Scheibletten-Käse zu haben – keine wirkliche Alternative für einen feinen Emmentaler oder Gruyère. Das erste Mal auf unserer Reise vermissen wir zeitenweise tatsächlich das heimische Essen.

Gilgit Town Gilgit
Auf dem Weg vom Hunzatal nach Gilgit haben wir das hochgelobte Dorf Karimabad besucht, das einem Adlerhorst gleich in der Felswand thront. Als wir nach etlichen Kurven oben ankommen, sind wir enttäuscht. Das Dorf erinnert uns an Namche Basar in Nepal, ein Touristen-Shop neben dem nächsten Café – wenig reizvoll für uns. Ausserdem sind die Gassen so eng, dass wir mit TINKA lediglich auf einem Hotelparkplatz stehen könnten. Wir sind bereits im Aufbruch begriffen, da lernen wir Rasool kennen. Ein herzlicher Mensch, der uns bei der Platzsuche helfen will und uns bei sich im Büro auf einen Tee einlädt. Die Kinder dürfen mit auf eine Rundfahrt auf seinem „Yak-Mobil“ – Tabea geniesst es offensichtlich, Julian ist es nicht ganz geheuer.
Strassenbau in Karimabad Strassenbau in Karimabad Der Rakaposhi ziert sich Karimabad Rasool Mister Yak, Karimabad

Nach zwei Tagen Gilgit zieht es uns weiter. Kurz vor unserem Aufbruch erscheint ein Mann, der uns fragt, ob er uns etwas helfen kann. Es stellt sich heraus, dass wir uns versehentlich auf sein Privatgrundstück am Fluss gestellt hatten – uns wurde versichert, dass es „public“ sei und wir hier sicher stehen könnten. Imran ist der Besitzer – und freut sich sehr über unseren Besuch! So sehr, dass er uns unbedingt zum Essen einladen möchte. In Pakistan scheint der iranische Taroof nicht zu funktionieren – auch nach dreimal „nein Danke“, steht die herzliche Einladung noch immer. Wieso auch nicht? So verabreden wir uns für den nächsten Tag zum Lunch.
Nach üblicher Manier setzt sich Toralf mit dem Hausherrn in die gute Stube, während Karin zu den Frauen des Hauses gebracht wird. Toralf hingegen wird die Frauen nie sehen. Zu Beginn ist die Ehefrau von Imran noch äusserst schüchtern und zurückhaltend, taut dann aber immer mehr auf, die Schwägerin kommt dazu. Bald sind wir Frauen am schnattern wie alte Freundinnen, derweil das jüngste Kind gestillt wird – und wieder einmal zeigt sich, dass wir Menschen doch überall auf der Welt ähnliche Sorgen, Aengste und Wünsche haben. So schlägt sich die Mama momentan ebenfalls mit der starken Trotzphase ihres 3jährigen Sohnes herum und fühlt sich als schlechte Mutter, wenn sie einen ganzen Tag nur schimpfen musste. Wir sprechen über unsere Zukunftsträume, Männermacken und Modefragen und lachen viel, derweil sich die Kinderschar selbst beschäftigt und die Männer sich ebenfalls angeregt unterhalten. Einmal mehr sind wir überwältigt von der Grosszügigkeit und Gastfreundschaft.
Spielplatz in Gilgit – dass nur keiner ausbricht Grenzenlose Gastfreundschaft und neue Freunde
Karin & Peter
ardas is saying thnks for your Love to her.
Keep updating,
regards
Dear Junaid and Family
most welcome! Since more than a month we stay in India – and miss Pakistan so much. Already looking forward to come back in this country with so beautiful nature and even more beautiful and hospitable people. India is completely different…Best regards to Gilgit, you and your family