Reise

Tadjikistan – same same but different

Schon der Blick aus dem Fenster von TINKA auf dem Zollhof von Tadjikistan zeigt: wir kommen in eine völlig andere Landschaft. Während sich auf usbekischer Seite maximal sanfte Hügelzüge gezeigt haben, sind hier die Berge schon zu erahnen. Das tut gut.

Die Grenzformalitäten sind zügig erledigt, kaum die Grenze passiert, winken uns die ersten Menschen freundlich zu. Beim ersten Halt wird TINKA interessiert inspiziert, wir werden wiederum willkommen geheissen.

Die erste Stadt, Panjakent zeigt sich noch sehr in russischem Charme, wir erledigen die üblichen Landesübertritt-Dinge wie Geldwechsel, SIM-Karte, Autoversicherung und machen einen Abstecher in den Bazar, was stets eine gute Möglichkeit bietet, sich ins Land einzuleben. Hier werden wir ohne grosses Aufhebens herzlich empfangen, die Kinder beschenkt.

Danach gehts Richtung Fann-Berge – mit jedem Kilometer weg von der Stadt erheben sich mehr Berge, die uns vom Aspekt her so sehr an die Schweiz erinnern. Es stellt sich ein Heimatgefühl ein, es fühlt sich an, als wären wir zum Klettern an die Grimsel unterwegs! Auch die Kinder rufen immer wieder „Berge“, „Wandern“, „Klettern“ und sind begeistert von der abwechslungsreichen Natur. Es zieht uns ins Tal der sieben Seen. Bald verlassen wir die Asphaltstrasse und rumpeln auf unbefestigten Wegen. Immer wieder winken uns Kinder begeistert zu. Im letzten Dorf schaffen wir’s TINKA zwischen einem Baum und einem Hausdach einzukeilen – mit vereinten Kräften mit Dorfbewohnern gelingt es, sie einigermassen unbeschadet durchzubringen. Die vor uns liegende Strasse wird zunehmend enger, steiler und von Felsüberhängen begleitet. Die Fahrt verlangt von Toralf so einiges ab – aber schliesslich haben wir es geschafft und erreichen den See Nummer 3. Auf eine Weiterfahrt verzichten wir angesichts der zunehmend engeren Strassen und Felsüberhängen und begnügen uns mit einem wunderschönen Stellplatz direkt am See.

Offensichtlich sind diese wunderschönen, türkisblauen Seen auch gernbesuchtes Ausflugsziel der Einheimischen. Wir staunen nicht schlecht, mit welchen Vehikeln sie ankommen: da steigen 8köpfige Grossfamilien aus einem holprigen Lada, der offensichtlich nur noch durch Gewohnheit zusammenhält. Es werden säckeweise Fressalien ausgeladen, das Feuer angefacht und gekocht, als gäbe es kein Morgen mehr. Auch hier werden wir herzlich von verschiedenen Familien bewirtet – angesichts der Tatsache, dass alle das Wasser zum Kochen aus dem See nehmen, wo Kinderpopos gesäubert, Geschirr mit Spülmittel geschrubbt und Autos gewaschen werden, verzichten wir darauf mit etwas schlechtem Gewissen.

Apropos Autowäsche: auch dies scheint eine beliebte Wochenendtätigkeit zu sein – mehrfach beobachten wir unter ungläubigem Staunen, dass Autos bis in knietiefes Wasser des Bergsees gefahren werden, um eine besonders gründliche Wäsche inklusive Unterboden vorzunehmen. Dies meist in Begleitung lauter 90er-Jahre Popmusik in scheppernder Lautstärke.

Den Rucksack geschultert verlassen wir das Jahrmarktähnliche Treiben und machen uns zu einer Wanderung zu den weiteren Seen auf. Die Gegend ist wunderschön, wir begegnen keiner Menschenseele und geniessen die beeindruckende Bergwelt sehr. Julian und Tabea halten wacker mit und freuen sich, sich an den Seen immer wieder abkühlen zu können. Die Felsen laden ausserdem zum Klettern ein – endlich kommt unser Klettergeraffel wieder zum Einsatz! Der Stein ist griffig und fest – wie sehr wünschen wir uns einen Babysitter für nur einen Nachmittag!

Nach einer dritten Nacht mit Partymusik und Wodkaflaschengeklirre machen wir uns auf zum nächsten See, dem Iskanderkul. Wiederum tauchen wir ein in schönste Natur – die Berglandschaften sind einfach monumental, es ist gewaltig. Wir fühlen uns in diesem Land sofort sehr wohl, was auch daran liegen mag, dass die Landschaft oft an die Schweiz erinnert. Am Iskanderkul-See finden wir ein schönes und auch ruhiges Plätzchen und verbringen die Tage mit Spaziergängen und Planung der weiteren Reise.

Schliesslich gehts auf nach Dushanbe – auch diese Fahrt ein Genuss! Abgesehen vielleicht vom Anzob-Tunnel, der auch „Tunnel des Todes“ genannt wird. Ein über fünf Kilometer langer Tunnel mit spärlichster Beleuchtung, übersät mit Schlaglöchern und Überflutungen, unbelüftet und voll von Russ und Dunkelheit. Die Kinder finden es spannend, wenn aus dem dunklen Nichts plötzlich Scheinwerfer auftauchen, wir sind froh, den offensichtlich gefährlichsten Strassentunnel der Welt hinter uns zu lassen und wieder in die Bergwelt einzutauchen.

Vor uns liegt – nach einem kurzen Aufenthalt in Dushanbe – die Durchquerung des Pamir. Unser langgehegter Traum, rückt in greifbare Nähe – unglaublich!

2 comments

  1. Hallo zusammen, ihr scheint in Tadjikistan in eine schöne Landschaft eingetaucht zu sein.
    Auch wenn das Land eine teilweise Ähnlichkeit mit den Bergen und den Seen aufweist, eine Ähnlichkeit, Offenheit und Herzlichkeit der Bevölkerung mit den hiesigen Einwohnern zu vergleichen würde für uns Schweizer wohl ein bisschen schlecht aussehen. Geniesst diese Reise weiter, wir wünschen euch viel Glück und weitere spannende Erlebnisse.
    Yolanda und Hans

    1. Liebe Yolanda, lieber Hans
      Jawohl, es hat gut getan, wieder unsere geliebten Berge um uns zu haben – auch wenn sie teils gar hoch waren! Der Fels, die Berge, die Landschaft…das ist einfach unsere Welt. Wir merken es immer wieder, dass es uns zügig aus den Städten rauszieht, auch wenn diese kulturell häufig sehr interessant sind. Jawohl, die Gastfreundschaft. Das ist wirklich etwas, was wir von dieser Reise mitnehmen. Wir werden so unglaublich häufig eingeladen, einfach so, ohne jegliche Hintergedanken. Und alles wird geteilt, auch wenn es noch so einfach ist. Vor ein paar Tagen sind wir am Ende des Pamirs durch Murghab, ein einfaches Städchen gefahren, wo wir beim Wasserpumpen mit einem Mann ins Gespräch kamen. Sofort wurden wir zum Tee eingeladen. Zum Tee wurde ein halber gesottener Schafskopf, in Milch eingeweichtes Brot und Butter aufgestellt. Gastfreundschaft wird hier so gross geschrieben. Ganz herzliche Grüsse aus Osh/Kirgistan, das euch beiden auch gut gefallen würde, Karin & Family

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