Reise

Pamukkale – Baden im Baumwollberg

Wir bewegen uns weiterhin auf Touristenpfaden und fahren Richtung Pamukkale, das für seine Sinterterrassen aus schneeweissem Kalkstein und Thermalwasser ebenfalls einen Status als UNESCO-Kulturerbe hat. In den 90er Jahren hätte es diesen fast verloren, da Hotelanlagen rundherum gebaut wurden, die nichts besseres wussten, als ihre Abwasser über die Kalksteinfelsen zu entsorgen, die langsam grau-braun statt strahlend-weiss wurden.

Schon von weitem sehen wir das helle Feld – und sind etwas enttäuscht. Pamukkale sieht für uns auf den ersten Blick eher wie ein Altschneerest in den Schweizer Alpen denn wie ein weisser Baumwollberg, was Pamukkale übersetzt heisst, aus. Wir hatten uns das irgendwie mächtiger vorgestellt. Das Örtchen Pamukkale selbst ist klein und sehr überschaubar, ein richtiges – momentan ziemlich verschlafenes – Backpacker-Nest, das uns an alte Zeiten als Rucksackreisende erinnert. Wir genehmigen uns ein ausgiebiges Nachtessen im Restaurant. Tabea probiert sich wie immer interessiert durch alle Meze hindurch und verlangt ihren Ayran, als hätte sie nie was anderes getrunken, währenddem Julian an seinem sicheren Brot und stillem Wasser festhält. Am nächsten morgen früh begeben wir uns zu den Kalksteinfelsen – und die Enttäuschung ist weg! Wir sind inmitten einer Phantasiewelt in vollkommenem Weiss, fühlen mit den nackten Füssen den faszinierend strukturierten Kalkstein und das uns entgegenrinnende warme Thermalwasser. Wir verlieren uns in der Zeit, baden Füsse und Zwillinge und geniessen diese Laune der Natur.

Da wir praktisch nie im Voraus exakt planen, sondern nach Lust und Laune unseren Weg wählen, müssen wir uns nun entscheiden, ob wir weiter ins Landesinnere reisen oder aber nochmals einen Abstecher an die Küste machen. Da wir alle das Meer so gerne mögen und die Kinder einstimmig „Strand“ rufen, ist der Entscheid schnell gefällt.

Als Zwischenstation für die Nacht suchen wir uns anhand der Karte einfach einen See – und staunen einmal mehr über die landschaftliche Schönheit. Karibisch-blau-grünes Wasser mit kilometerlangem weissem Sandstrand, der sich als feinkörniger Kies entpuppt – der Vergleich mit dem heimischen Katzenstreu trifft’s am besten. Wir haben diesen wunderbaren Ort abends für uns ganz alleine, am nächsten Morgen tauchen gelegentlich Einheimische zum Spaziergang scheinbar aus dem Nichts auf.

Wir nutzen die Weiterfahrt am kommenden Tag, um TINKA einen Wellness-Aufenthalt zu gönnen. Sie erhält einen Ölwechsel und einen neuen Ölfilter dazu, ausserdem wird die Druckluftleitung wieder angeschlossen. Währenddem die Männer, inklusive Julian, glücklich-beschwingt und ölig-dreckig den Nachmittag in einer stickig-stinkigen LKW-Garage zu geniessen scheinen, sind die Frauen nicht unglücklich, dass es weitergeht.

Wir erreichen bei Dunkelheit die Küste und wähnen uns im Disneyland; die Strasse wird flankiert von glitzernden Sultanpalästen, Piratenschiffen mit güldenen Riesenmeerjungfrauen davor und Märchenschlösser in blinkenden Regenbogenfarben. Wir sind auf Höhe Antalya-Alanya, offensichtlich DER Tourismus-Hochburg der Türkei. Lasershows erhellen den Himmel, Bässe dröhnen in die Nacht. Gerne würden wir dem Halligalli entfliehen, wir sind jedoch müde und das Fahren in der Nacht ist um einiges riskanter aufgrund der etlichen unbeleuchteten Verkehrsteilnehmer. Wir finden einen Strandzugang über einen offensichtlich stillgelegten Baugrund und finden so einen passablen Übernachtungsplatz, der nach 23Uhr auch schön ruhig ist -bis morgens um 10Uhr. Da scheppert uns „Goodmorning Sunshine“ und „Halli-Hallo-Aufstehen-Ab-Zum-Frühsport“ in der Lautstärke eines startenden Düsenjets entgegen. Ach, du Schande – sowas gibt es wirklich; wer tut sich das an?!? Dass wir damit quasi erst die Spitze des Eisbergs gesehen haben, merken wir auf der weiteren Fahrt. Die Sea Princess, wird vom Sun Star und der Diamond Breeze flankiert, ein gigantischer 5* Hotelkoloss reiht sich an den nächsten – sowas haben wir noch nie gesehen. Wir sind froh, diese unwirkliche Welt wieder verlassen zu können und geniessen es umso mehr, erneut einen sehr ruhigen Ort am Meer, direkt neben einer Ausgrabungsstätte zu finden.

Inzwischen haben wir den Sommer eingeholt; währenddem wir Nachrichten über Schnee aus der Heimat erhalten, sind wir bemüht, die Butter aufs Frühstücksbrötchen zu schmieren, bevor sie geschmolzen ist. Julian und Tabea planschen im Meer herum, wir geniessen die Leichtigkeit des Seins.

Die östliche Mittelmeerküste ist wunderschön; roter Fels, azurblaue Buchten, weites Meer. Das Fahren macht Spass, auch wenn der Abgrund an den Küstenstrassen oft ganz schön nahe und tief ist. Bei Steigungen bis 15% hat TINKA gut zu tun, meistert das aber gut. Die hiesigen Autofahrer sind sich schleichende LKWs gewohnt, entsprechend freundlich und rücksichtsvoll wird uns begegnet; oft wird uns ein ein freundliches „Hallo“ gehupt und gewunken.

Die Landschaft hat sich nun geändert und mutet an der Küste fast subtropisch an mit vielen Palmen, blühendem Oleander und unzähligen Bananenbäumen. Es scheint ein sehr fruchtbares Gebiet zu sein zwischen Adamur und Mersin, ganze Städte wirken auf den ersten Blick wie verschneit – über Hektaren riesige Treibhäuser. Entsprechend gibt es am Strassenrand überall Früchte zu kaufen. Die direkt vom Strunk geschnittenen kleinen Bananen schmecken toll, die Erdbeeren, die direkt an den Feldern verkauft werden, verschwinden schneller in den Bäuchen, als man schauen kann.

Bisher erleben wir die Türkei als wunderbares Reiseland: die Menschen sind herzlich, ohne aufdringlich zu sein, die Natur ist enorm vielfältig mit zahlreichen historisch spannenden Orten. Das Essen ist abwechslungsreich und schmeckt, die Temperaturen (noch) angenehm warm. Toll ist ausserdem, dass wir in der Türkei problemlos überall frei stehen können und dass das keinen stört – im Gegenteil, oft werden wir freundlich begrüsst. Ausserdem gibt es in regelmässigen Abständen, frei zugänglich und entsprechend auf Strassenschildern angezeigt, Trinkwasser, sodass wir hier bisher nie Probleme mit der Wasserversorgung hatten. Wir fühlen uns wohl und willkommen.

4 comments

  1. schön, dass es euch in der türkei so gut gefällt, es ist ein beeindruckendes land! geniesst die weiterfahrt und danke für die news! liebe gruess elodie

    1. Liebe Elodie, ich freue mich immer, von dir zu hören! Ja, ein wirklich wunderbares Land mit ganz, ganz netten Menschen. Inzwischen müssen wir die Süssigkeiten der Kinder rationieren, soviel bekommen sie geschenkt. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich, es gefällt uns sehr. Momentan wollen die Regenfälle aber einfach nicht aufhören, was ziemlich nervig ist, da es wirklich VIEL regnet…Herzliche Grüsse,
      Karin & Crew

  2. Hallo Tinka Crew, super Eure Reise verfolgen zu können. Super schöne Bilder. Ich wünsche Euch noch eine gute Weiterreise und bleibt gesund.
    Dir Karin gratuliere ich ganz herzlich zu Deinem Geburtstag:)
    Liebe Gruess Fränzi

    1. Liebe Fränzi, auch dir ein Merci für die Geburiwünsche! Ich freue mich immer sehr von euch zu hören und hoffe, dass es euch gut geht! Uns gehts weiterhin tiptop – es ist einfach nur schön!
      sei herzlichst gegrüsst,
      Karin

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