Wasser ist ein heisses Thema beim Reisen. Während man in Kerneuropa fast überall (bedenkenlos) seinen Tank füllen kann, wird es ausserhalb deutlich schwieriger. Bei der Reise durch Marokko 2016 waren wir schliesslich komplett auf gekauftes Wasser in 5l-Kanistern umgeschwenkt – mit zwei kleinen Babies schien uns das die sicherste Variante. Auf der jetzigen Route werden wir aber voraussichtlich längere Zeit weder eine vertrauenswürdige Wasserquelle noch einen Supermarkt finden.

Wassermenge

Unser Tank fasst lediglich 100l – das ist eigentlich zu wenig. Für einen Zusatztank ist die Einbau-Situation etwas schwierig. Daher haben wir für den Notfall 100l in zusätzlichen Schweizer-Armee-Wassersäcken als Option. Optimal wäre ein 300l-Tank zwischen den Dieseltanks.

Nachtrag: recht schnell hat sich leider gezeigt, dass der Tank keine 100 Liter fasst, respektive lediglich 80 Liter nutzbar sind. Bei komplett leerem Tank und geradestehendem Fahrzeug können gerade mal 80 Liter eingefüllt werden. Dies schränkt unsere Autarkie gelegentlich stark ein, insbesondere in Gegenden, wo sauberes Wasser schwierig zu finden ist. Eine einfache und schnell umzusetzende Lösung haben wir bisher nicht gefunden – es wird wahrscheinlich auf eine Tailor-made-Lösung oder aber einen äusseren unabhängigen Zusatztank herauslaufen.

Konservierung vs. Desinfizierung

Innerhalb Europas kann man meist von einwandfreiem Leitungswasser ausgehen, so dass man lediglich im Tank das Wasser konserviert und so auch der Bildung eines Biofilmes vorbeugt. Dazu verwenden wir ein Silberionen-Pad. Silber ist gesundheitlich umstritten. Im Rahmen der Risiko-Abwägung haben wir uns dafür entschieden.

Unsere Strategie ist, das Wasser bereits beim Tanken und nicht erst bei der Nutzung zu reinigen. Dazu haben wir einen Keramik- und einen Aktivkohlefilter. Das getankte und gefilterte – also desinfizierte – Wasser kann nachverkeimen – deshalb die Konservierung mit dem Silberpad.

Das Zusatzwasser würden wir dann auch in den Haupttank umfüllen und dabei durch den Filter laufen lassen.

Wasserfilter- und Füll-Anlage

Wir haben einen zweistufigen Wasserfilter mit Kunststoffgehäuse mit 0.3µm-Keramikfilter-Patrone und nachfolgendem Aktivkohlefilter. Das Ganze ist modular gebaut. Man kann bei einem Defekt bspw. auch nur ein einzelnes Filtergehäuse verwenden oder statt des 0.3µm-Filter auch nur einen Vorfilter-Einsatz verwenden. Um den Füllprozess kontrollieren zu können (Liter/min und Gesamtmenge), haben wir einen Gardena-„Wasserzähler“. Der Keramikfilter verringert den Durchfluss stark, so dass meist eine Pumpe notwendig wird. Wir haben uns für eine Jabso PAR MAX 2.9 entschieden; dabei handelt es sich um eine druckgesteuerte Pumpe. Diese kann als Ersatz verwendet werden, wenn die Pumpe der Wasserversorgung ausfällt.

Sie ist selbstansaugend bis 1.80m. „Open flow“ schafft sie nach Datenblatt 11l/min. Mit dem Gegendruck des Filters landen wir bei ca. 6l/min – d.h der Tank ist in 15min gefüllt.

Im einzelnen besteht die Anlage aus folgenden Teilen. Diese sind über Gardena-Schlauchverbinder miteinander verbunden.

  • optional: Ansaugkorb / Hahnstück
  • Ansaugschlauch
  • Pumpe
  • Filterstufe I mit 0.3µm-Filter
  • Filterstufe II mit Aktivkohle
  • Druckschlauch
  • Gardena-Wasserzähler
  • Fülladapter

Das Ganze befindet sich in einer kleinen Rako-Box, welche zum Füllen fix aus dem Fahrzeug genommen wird. Die Kosten für die Lösung belaufen sich mit Pumpe auf ca. 200€. Die Lösung mit Katadyn-Kombifiltern ist zwar platzsparender gebaut, kostet mehr in Anschaffung und Unterhalt. Vor allem hat der Katadyn-Filter bei gleichem Druck nur 1/4 des Durchsatzes, und mit unseren Standard-Teilen findet man weltweit besser Ersatzteile.

Erster Test und Verwendung im weiteren Verlauf

Der erste Test war die Befüllung des Tanks zu Hause. Da hier ein vernünftiger Druck aus der Leitung kam, wurde auf die Pumpe verzichtet. Die Befüllung erfolgte mit ca. 6l/min – der Tank war damit in ca. 15min gefüllt.

Der erste echte Einsatz erfolgte in Kroatien an einer Wasserstelle. Wir standen zum einen ca. 15m von der Wasserstelle entfernt und der Druck war auch so gering, dass rein gar nichts aus eigenen Kraft bis in den Tank floss. Somit war dies der erste Einsatz für die Pumpe. Also schnell dazwischengeschaltet, Strom angeschlossen und auch hier war der Tank mit ca.6l/min in ca. 15min voll.

Nachtrag 26.04.2019

Inzwischen haben wir mehrfach nachgetankt. Dabei haben wir immer mittels Pumpe das Wasser in den Tank befördert. Ohne Pumpe geht es wahrscheinlich wirklich nur an der heimischen Wasserleitung.

Statt den langen Schlauch auszupacken, der auch immer abgestandenes Restwasser enthält und auch nachtropft, haben wir jetzt immer den Faltkanister gefüllt und aus diesem angesaugt.

Nachtrag 25.08.2019

Wir haben inzwischen über 1000l in 5 Monaten durch den Tank geschickt. Sämtliches Wasser wurde gefiltert. Lediglich das Wasser im Duschsack wurde teilweise ungefiltert verwendet. Zu Hause verbrauchen wir das an einem Tag! Allerdings muss man berücksichtigen, dass wir auch mal in einem Hostel duschen und die Wäsche auswärts waschen.

Wir füllen nun immer über 5l-Kanister, aus denen wir ansaugen. Das ist bei unserem kleinen Tank OK. Hätte man einen 500l-Tank, würde man sich wahrscheinlich etwas anderes überlegen. Bei uns führt das aber dazu, dass wir immer die Kombination mit Pumpe und mit Ansaugschlauch verwenden, so dass die Pumpe auch fest installiert werden könnte. Falls man einmal einen Anschluss mit genügend Wasserdruck hat, so ist die Pumpe zwar unnötig, schadet aber auch nicht.

Grenzen der Technik

Auf 4200m haben sich  die Grenzen der Technik, respektive der Membran-Pumpen gezeigt. Die Jabsco-Pumpe zum Befüllen des Tanks hat nicht mehr 6l/min gefördert, sondern nur noch knapp die Hälfte. Das eigentliche Problem war aber die Versorgungspumpe in TINKA. Der Tank war vorher komplett leer, sodass die Pumpe Luft gezogen hatte. Normalerweise saugt die Pumpe einfach die paar Zentimeter Luft an und gut ist. Auf der aktuellen Höhe mit dem geringeren Luftdruck hat das nicht mehr funktioniert. Ein Öffnen der Pumpen-Verschraubung hat aber gereicht, dass sie wieder gefördert hat. Hier zeigt sich wieder einmal , dass im „Expeditions-Bereich“ recht schnell die Grenzen der herkömmlichen Wohnmobile-„Weisswand“-Technik erreicht werden.

Voll bewährt hat sich der günstige 2-stufige Wasserfilter mit Pumpe als externe Einheit. Der Filter wurde bisher 2x äusserlich gereinigt, da sich feines Sediment aussen abgesetzt hat.

Und was wird beim nächsten Mobil anders?

Erst einmal sind die 80l nutzbares Volumen viel zu wenig. In TINKA könnte man durch einen mass-gefertigten Tank ist der Sitzkiste noch etwas rausholen. Ansonsten wäre eine Lösung mit kleinem Winter-/Haupt-Tank in der Sitzkiste und einem nicht frost-sicherem Zusatztank aussen denkbar.

Der zweite Punkt ist, dass die Pumpe viel näher an den Tank sollte damit es keine Problem beim Ansaugen in grossen Höhen gibt. Und das Wasserrohr hinter dem Kühlschrank würde man sicher isolieren.

Der Wasserfilter hat sich bestens bewährt. Eine Steckdose für die Pumpe an günstiger Stelle und evtl. ein Einbau, so dass direkt der Saugschlauch angeschlossen werden kann, wäre eine Option.

Auf jeden Fall aber wäre – zumal mit Kindern – eine Aussenwasserstelle bspw. zum Händewaschen wünschenswert. Da tut es aber auch ein kleiner Kanister mit Hahn. Derzeit haben wir den Duschsack hinter der Service-Klappe stehen. Das ist ausreichend.

Zum Thema Warmwasser haben wir keine Meinung bisher. Von kein Warmwasser (also auf dem Herd aufwärmen), über 12V-Elektroboiler mit Solarstrom bis zu Gas-(Kombi-)Therme ist alles denkbar.

Nachtrag 28.10.2019

Bisher haben wir ca. 2000l an Trinkwasser auf der Reise verbraucht. Dabei haben wir meist Quellwasser, kleinere Bäche im Gebirge, Pumpen in den Dörfern oder Wasserleitungen an Tankstellen und in Städten zum Füllen verwendet. Wir haben IMMER unsere Filtereinheit verwendet – und wir vertrauen darauf. So nutzen wir ohne Bedenken Leitungswasser, welches wir nie direkt trinken würden. An der Rako-Box ist inzwischen ein Schalter nachgerüstet. Da wir das System immer mit Pumpe und nie nur mit Leitungsdruck verwenden, werden wir noch einmal die Box leicht umbauen, so dass die Anschlüsse besser erreichbar sind – derzeit knicken die Schläuche sehr leicht – und die Pumpe fest eingebaut ist.

Wasser-Stelle Jodhpur / Indien