Reise

Minnie Mouse in Ephesos

Schon bei der Grobplanung unserer Reise verursachen die Namen Ephesos und Pergamon ein Kribbeln der Vorfreude. Als erstes steht das heutige Bergama, früheres Pergamon, mit seinen drei erhaltenen Stätten, der roten Basilika, das Asclepion und die Acropolis, auf unserem Plan. Den Kindern zuliebe nehmen wir die Seilbahn zur Akropolis hoch – und staunen: anders als gewohnt, können wir uns völlig frei in all den über 2000 Jahre alten Fundstücken bewegen, die wenigen Touristen klettern auf Säulen und Kapitellen herum, vieles liegt scheinbar unachtsam im hohen Gras. Ausser dem Ticketverkäufer beim Eingang sehen wir keinerlei Aufseher. Die Kinder knibbeln mit Eifer alte Tonscherben mit hübschem Muster aus dem erdigen Boden; und wir sind besorgt, dass plötzlich so ein Fundstück im Kinderrucksack landet. Wie alt die wohl sein mögen? Und weshalb die einfach so herumliegen?

Auch die gemütliche Landschildkröte fasziniert die Kinder; noch nie konnten sie ein solches Tier von so nahem beobachten, sogar den Panzer berühren. Uns gefällt die ungezwungene Atmosphäre, wir befinden uns auch fast alleine auf dieser Ausgrabungsstätte, sodass man sich gut in alte Zeiten versetzen kann. Auch für Julian und Tabea sind es die besten Ausgangsbedingungen, so mit der Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes in Berührung zu kommen. Nach einem späten Frühstück in den Reihen des Amphitheaters wandern wir den Burgberg in die Stadt hinunter, vorbei an Gymnasion, Marktplätzen und Bädern. Ausser einer grossen Schlange, die sich auf einem Säulenfragment sonnt und wahrscheinlich aus dem Asclepion entkommen ist, begegnen wir keinem Lebewesen.

Da es sich von der Route her anbietet, steuern wir noch am selben Abend Ephesos an; als Übernachtungsplatz finden wir wiederum einen hübschen Platz direkt am Strand. Von den angekündigten Flamingos sehen wir zwar nichts, werden aber von der ersten Mückenplage auf unserer Reise heimgesucht. Die Kinder buddeln bis zum Sonnenuntergang im warmen Sand.

Ganz im Gegensatz zu Pergamon ist Ephesos offensichtlich auf Horden von Touristen eingestellt. Wir sind glücklicherweise früh dran und haben so eine magische Stunde, wo wir diese eindrückliche, antike Stadt im warmen Licht der aufgehenden Sonne praktisch alleine für uns haben und ihren Zauber einfangen können. Danach stürmen die Touristenhorden den Platz, obwohl es gemäss Souvenirverkäufer absolute Low Season sei. Wir staunen einmal mehr ob dem Verhalten – hauptsächlich – asiatischer Reisegruppen: es wird in einem fort geknipst oder gefilmt, der Selfie-Stick wie eine Wünschelrute vor sich her getragen. Die Kostüme – denn Alltagskleidung kann das ja unmöglich sein – muten zum von super-unbequem, über abenteuerlich schrill bis schlicht verrückt an. Eine als Minnie-Maus verkleidete Asiatin hüpft in den hochhackigen Schuhen immer wieder in die Höhe, andere posieren in sonst verrückten Stellungen, eine andere Gruppe Asiaten singt die schwedische Nationalhymne im Amphitheater. Auch heute kommen Julian und Tabea wieder mal in den Genuss Fotosujet zu sein – echte antike Stücke halt!

4 comments

  1. Liebe Karin und Familie

    Ich warte immer wieder voller Spannung auf einen weiteren Reisebericht und verfolge Eure Reise im Blog ganz genau und interessiert (:-)
    Euer Leben ist ja so aufregend und Eure geschilderten Erlebnisse so spannend und auch amüsant – immer wieder bringen sie mich zum Schmunzeln (:-)

    Ich wünsche Euch 4en weiterhin gute Reise – häbet Sorg!

    Ganz liebi Grüess
    Susanne (Sekr. Chir.)

    1. Liebe Susanne, wir freuen uns, reist du mit uns! Uns geht es wirklich gut und wir geniessen die gemeinsame Zeit sehr. Wir haben die Küste verlassen und sind nun in Zentralanatolien. Eine fantastische Landschaft! Beinahe hinter jeder Kurve ein „Ah oder Oh“ – momentan tut sich gerade ein Bergmassiv, total verschneit, vor uns auf, währenddem Kakteen den Weg säumen und wir bereits morgens um 9Uhr im Auto bei 25°C schwitzen.

      Wir haben total Freude am Sekretariats-Survival-Paket und geniessen die Goodies bewusst und rationiert. Julian ist unser Maggi-Junkie, er findet das ganz toll. Vor dem Übertritt in den Iran müssen wir die Rösti mit Speck und das Bier vernichtet haben 🙂

      Ganz liebe Grüsse, auch an den Rest der Company,
      Karin & Family

  2. Liebe KTTJ,

    Danke für die Bilder und die Features, es macht Freude, virtuell mitzureisen und mitzuerleben. Das mit den Asiaten kommt mir bekannt vor, so habe ich es auf der Jungfraujoch erlebt!

    Zu Hause dreht sich alles in ruhigen Bahnen. Die Schweiz steht noch, Erlach ebenfalls und die Kajaks sind bislang nicht gekentert. Ich hoffe, dass ich Euch auf diesem Weg erreiche, da der Mailverkehr über die grossen Distanzen etwas unzuverlässig scheint.

    Ich wünsche Euch viel Freude, Abenteuer, wie Ihr sie geplant habt und vorallem alles Gute!

    Euer Gottilotti

    1. Liebe Gottilotti, ja, der Mailverkehr scheint bisweilen etwas unzuverlässig zu sein…aber schön, läuft alles so, wie es soll! Wir können auch bald ein Kajak brauchen, hier regnet es sinntflutartig und wir sind am überlegen, ob wir noch etwas ausharren sollen, in der Hoffnung, den Vansee noch etwas besser kennenlernen zu können oder aber in den Iran rüberzuwechseln.
      Herzliche Grüsse von uns allen,
      KTTJ

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